"Region - OAB/Donau-Ries:"
    Bopfingen  /  Der IPF - ein frühkeltischer Fürstensitz
    (Baden-Württemberg/Ostalbkreis; am Westrand des Donau-Ries/Bayern). )
Koordinaten - in Google-Earth: 
48°52'15.09" (Nördlicher Breite)
10°21'25.58" (Östlicher Länge
Am Westrand des Nördlinger Rieses – einem ehemaligen  Meteoriten-Einschlagskrater, der vor ca. 14.5 Milliarden Jahren entstand, liegt  der 688 Meter hohe Zeugenberg aus der Weißen Jura – der IPF. Dieser  Ausflugsort eignet sich außerordentlich gut für Familienausflüge, leicht zu  begehen, mit geschichtlichem Hintergrund. Man genießt die Schönheit der Natur,  eine außerordentlich schöne Fernsicht bei Schönwetter, geologische Einsicht in  die Rieslandschaft.
Diese Erhöhung überragt die heute im Süden liegende Ortschaft Bopfingen um  210m und hebt sich einzigartig als stumpfer Kegelberg  in diesem Areal von der umliegenden  Landschaft ab. Diese einzigartige Lage mit einer weiten Rundsicht, motivierte  bereits schon seit der Jungsteinzeit eine Besiedlung durch Menschen. Die antike  Bezeichnung des Ipf ist aller Wahrscheinlichkeit nach zurückzuführen auf die  vorgeschichtliche Bezeichnung „OPIA“, siehe auch auf der antiken Karte der  „Tabula Peutingeriana“ überlieferte Namensableitung als „OPIE“ genannt.  
  Die  Ortsbezeichnung führt wahrscheinlich auf das am Fuße liegende römische Kastell  mit Zivilsiedlung in Oberdorf (Stadt Bopfingen) zurück. Man kann aber auch  Rückschlüsse auf die 1990 ausgegrabene römische Strassenstation bei Flochberg  (Stadt Bopfingen) südöstlich des Ipf im Egertal liegend ziehen.
  
 
  Erste vorgeschichtliche Befestigungsspuren stammen aus der Urnenfelderzeit  (Spätbronzezeit, ca. 12.Jhdt. v.Chr.). Spuren der heute noch sichtbaren Reste  von Wallanlagen, stammen jedoch erst aus der späteren Hallstattzeit (c.  6-5.Jhdt. v.Chr), die man aufgrund heutiger 
wissenschaftlicher Untersuchungen  als die glanzvollste Epoche der damaligen Siedlungsgeschichte nennen kann.  Dieser unter Naturschutz stehende „Zeugenberg“ (ein Einzelberg, der durch Erosionsvorgänge von den  umliegenden, in der Regel geschichteten Gesteinen abgetrennt wurde) gilt heute  als keltischer Fürstensitz, - einer ehemalige befestigte Höhensiedlung mit den  über 2ha großen Gipfelplateau. Sowohl am Ipf selbst, als auch der näheren  Umgebung hat man gerade in den letzten 10-15 Jahren durch Ausgrabungen  Siedlungen, als auch Spuren von rechteckigen Hofanlagen, sowie frühkeltische  Großgrabhügel gefunden, die diese heutige Bezeichnung des „Ipf“ untermauern.
  
 
  Besonders  Erkenntnisse der Luftbildarchäologie von Otto Braasch, als auch Grabungen des  Archäologen Rüdiger Krause bestätigen heute die Funktion des Ipf als hallstattzeitliche  Keltensiedlung. 
Monumentale Grabhügel beim Weiler Osterholz, sowie  Funde mediterraner Keramik waren  entscheidende Beweise, die diese Theorie untermauern, dass der Ipf ein  bedeutender frühkeltischer Fürstensitz war, von dem in Europa bislang nur ca.  ein Dutzend bekannt sind.
  
  Kulturell gesehen haben sich um diesen Berg schon immer Sagen und Mythen gerankt.  Insbesonders die heute noch sichtbaren Reste der mächtigen Wall- und  Grabensysteme als prähistorische Befestigung, als auch die kilometerweite  phänomenale Rundumsicht am Gipfelplateau, haben die Menschen schon immer in  Bann gezogen. Schon seit dem 15. Jhdt. n.Chr. gibt es auch einen „Ipftanz“,  eine Bergfeier mit religiöser Prozession und anschließendem Festessen, als auch  Tanz und Kurzweil. Auch 1811 hatte dieser Berg auf König Friedrich von  Württemberg einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, sodass noch heute in  Erinnerung an seinen damaligen Besuch seit 1837 die „Ipfmesse“ am Fuße des Berges  abgehalten wird – einem bedeutenden Ereignis für die Stadt Bopfingen und  Umgebung.
  
  Archäologische  Geschichte
  
  Der IPF:
  Erste systematische Untersuchungen führte der Lehrer und Gymnasialprofessor  Friedrich Hertlein (*4.Apr.1865 in Lehrensteinsfeld; †26. Okt.1929) durch.  Hertlein studierte in Tübingen alte Sprachen und schloss mit der  philosophischen Doktorwürde ab. Als Professor wirkte er u.a. in Gymnasien in  Crailsheim und in Ludwigsburg; zwischen 1906 und 1918 
war er in Crailsheim. In  enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Landesamt für Denkmalpflege führte er zahlreiche  Grabungen und Forschungen im ganzen Land durch. 1907 unternahm er erste  Ausgrabungen am Ipf, im Jahre 1912/13 entdeckte er das Römercastell Oberdorf  bei Bopfingen. Noch heute sind seine Arbeiten zum römischen Strassenwesen von  grundlegender Bedeutung, kurz vor seinem Tode übergab er das Manuskript für den  1932 erschienen zweiten Teil der „Die Römer in Württemberg“ zu den Straßen und  Wehranlagen. Unter seiner Leitung hatte man damals das Plateau, die Wälle und  die unterste Terrassenkante mit der äußeren Befestigung sondiert.
  
  Die Vermessung des Plateaus mit 2,4 Ha ergab ein nach Osten gestaffeltes System  von Mauern und Gräben, das im Norden weit an den Fuss des Berges hinabgreift  und zwei Wasserstellen einschließt.
 
  An der Randbefestigung konnte er bereits  damals eine ca. 5m breite Holzkastenmauer mit dahinter liegenden bis zu 1,5m  mächtigen „Kulturschichten“ feststellen. Der „äußere Wall (Nr.5) “ umschließt eine ca.  11ha. große Fläche mit darunterliegender Pfostenschlitzmauer an der Ostflanke. Eine  kammverstrichene Scherbe, als auch ein bronzenes Radamulett aus der „jüngeren Latenezeit“ weisen darauf hin,  dass diese Befestigung damals zu einer Großsiedlung ausgebaut wurde.  Die von F. Hertlein publizierte Fundtafel  bezeugen  eine zeitliche Breite von einer  Besiedlung seit der Jungsteinzeit bis in die „jüngere Eisenzeit“. Neuerliche Funde sind hauptsächlich  Keramikreste der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur, hallstattliche Scherben  fanden sich dagegen nur sehr gering.
  
  Die Wallanlagen schützten jedoch kein Oppidum. Eine spätere Besiedlung wie Nachweise  einer kontinuierlichen römischen Besiedlung konnten bislang jedoch nicht  gefunden werden. Einige kleine Funde belegen jedoch, dass der Ipf auch in den  ersten Jahrhunderten n. Chr. regelmäßig aufgesucht wurde. 
Letzte Spuren von  Ausbesserungen der Befestigungsanlagen erfolgten vermutlich während der  Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert..
  
  Der Goldberg:
  Südöstlich des Ipf  in ca. 4,9km Entfernung liegt der   „Goldberg“, ein 60m hohes Tafelplateau aus Süsswasserkalk, wo erstmalig in den  20erJahren des letzten Jhdt. von Gerhard Barsu Grabungen durchgeführt  wurden. Die Besiedlung hier erstreckte sich von der „Jungsteinzeit“  (4.500 -2.200 v.Chr.) bis in die „ältere Latenezeit“ (8.-5.Jhdt. v.Chr.).  Dieses Tafelplateau des ca. 200x150m großen Areals umgab eine Holz-/Erde-Mauer, deren hallstattzeitliche Befunde der Gehöfte als auch der Siedlungsabfolge sich nicht mehr detailgenau rekonstruieren lassen. Anders verhält es sich jedoch mit der Fläche der NO-Ecke, wo ein 40x40m großer herrschaftlicher Bau  (vermutlich) der Sitz des hier ansässigen Keltenfürsten lag. Dieser war mit Palisaden und Gräben zum Schutz umgeben. Man spricht hier  vom Typus der späthallstattzeitlichen „Herrenhöfe“ Südbayerns. 
  
  Fürstliche Großgrabhügel: (Weiler b.  Osterholz/Kirchheim): 
Vom Ipf ausgesehen in Richtung OSO ca. 1,3km entfernt liegen an einem Weiler  (b. Osterholz) 2 Großgrabhügel. Der Luftbildarchäologe Otto Braasch entdeckte  2001 auf einem Prospektionsflug einen großen Kreisgraben, nur wenige hundert  Meter von den hallstattzeitlichen Rechteckhöfen entfernt. Der kleinere der  Grabhügel wurde in den letzten Jahren rekonstruiert, zuerst aufgeschüttet und  anschließend mit Kreisgräben bzw. mit einem Stein- Pfostenkreis wiederhergestellt. 
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  Grabhügel (Nr. 1) hatte einen Kreisgraben von 64m Durchmesser, wobei die durch  Erosion
 abgetragene Höhe nur mehr ca. 3m betrug. 
Geophysikalische Aufnahmen  zeigten eine radiale Struktur zum Zentrum, die in eine mehrere Meter große  Grabkammer hineinführten. Vergleichbar ist dies mit skythischen Grabhügeln  ebenso aber anderen frühkeltischen Großgrabhügeln wie sie in in Mitteleuropa  bekannt sind.
  
  Der kleinere Grabhügel (Nr. 2) hatte ca. einen Durchmesser von  ca. 20m mit einer ähnlichen Grabkammer zu Grabhügel Nr.1. Man fand Reste eines  Steinkreises aus Weißjurakalblöcken, Reste einer ehemaligen hölzernen  Grabkammer mit Brandbestattung, weiters einigen Gefäßen, Schalen und  Schüsseln.  Gefäßen  Zu erwähnen ist hierbei noch die auffallende  Lage – exakt auf einer Linie vom Ipf zum ca. 4,9km entfernt gelegenen Goldberg. 
Durch die Rekonstruktion des Grabhügels Nr. 2 wird der Grabaufbau und das  Ausmaß der frühgeschichtlichen Grabstätten keltischer Fürsten in einer großen  Freilichtanlage der Öffentlichkeit präsentiert. Erkenntnisse ergaben, dass  diese beiden ehemaligen Großgrabhügel einer sozialen Elite zuzuordnen sind, die  auf dem Ipf residierten, wobei die naheliegenden Rechteckhöfe als  Wirtschaftshöfe und Wohnplätze am Fuße der Burg gesehen werden können. 
  
  Rechteckhöfe im Bugfeld: (Weiler b. Osterholz/Kirchheim): 
  
Etwa 1,5 km nordwestlich liegt beim Hof Meisterstall ein Grabhügelfeld dieser  Zeitstellung, das wohl als Begräbnisplatz der sozial höhergestellten  Ipfbewohner angesehen werden kann. Eine auf das 6. Jahrhundert v. Chr. datierte  griechische Scherbe passt gut in das Fundbild solcher mutmaßlicher Fürstensitze  und belegt den relativ hohen Lebensstandard auf dem Bergkegel. Zwischen den  Jahren 2000 und 2003 kamen bei Ausgrabungen nahe dem Weiler Osterholz weitere  griechische Importwaren ans Tageslicht, die auf Handelsbeziehungen in diesen  Raum schließen lassen. ……
  
  Fundartefakte von eisenzeitlichen Flözen sowie Rennfeuerschlacken zeugen von  einem beginnenden intensiveren Abbau und anfänglicher Verhüttung des Eisenerzes.  Dieser für die Zeit so wertvollen Rohstoff, verhalf der Region und den  Fürstensitzen eine intensive Handelsbasis zu Nachbarkulturen. Dies erklärt auch  die aufgefundenen Scherben, Fragmente und Reste von Trinkschalen mit „Mäander-Rahmung“  die sich die ca. 470-450 v.Chr. zuordnen ließen und in Athen/Griechenland  gefertigt wurden. Solche kostbaren Keramikwaren waren ausschliesslich für eine  „führende Adelselite“ erschwinglich.
  
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  Heute steht am Fuße des Ipf ein Info-Pavillon, in dem anhand von  Schautafeln die Besiedlungsgeschichte der Region, sowie das Leben der Kelten  und über deren einzigartige Fürstengräber dargestellt wird. Ebenso aktuelle  Informationen zur Landschaft, sowie zu weitere archäologische Fundstellen sowie  zu den Rad- und Wanderwegen der Umgebung. Damit ist der Pavillon eine zentrale  Anlaufstelle für Fahrradtouren und Wanderungen in diesem Gebiet. Insbesonders der Förderverein „Keltischer Fürstensitz“ der 2004 gegründet  wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, die weiteren Forschungen zur keltischen  Geschichte des Ipf und seiner Umgebung wissensmäßig und materiell zu  unterstützen, sowie die neuesten Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit  zugänglich zu machen. Dazu gehören vorrangig die Einrichtung eines Museums zur  keltischen Geschichte und einer archäologischen Freilichtanlage. Darüber hinaus  organisiert der Verein Vorträge und Fahrten zu keltischen Stätten. Nähere  Auskunft darüber gibt ein Flyer, der u.a. über  die überregionale Bedeutung des frühkeltischen Fürstensitzes am Ipf und über  die archäologischen Ausgrabungen in der Umgebung informiert. Der  archäologische Rundweg „Vom Ipf zum Goldberg“, ist auf dem Flyer ebenfalls  dargestellt.
  
  Gez. Alfred Platschka (Webmaster: Lechrain-Geschichte) 
Bildergalerie:
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 Pfostenschlitzmauer (Wall Nr.5)  | 
      Wall Nr.3  | 
  
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     Keramikscherben (attisch/griechisch) von 2 Trinkschalen mit "Mäanderstruktur" Fundort: Brandschuttverfüllung aus Zisterne von Osterholz | 
    ![]() Kleine korrodierte (wahrscheinlich) grie-chische Münze (Dm.: 1,6-1,7cm) aus Brandschutt von Osterholz ![]() Befund: Entenkopffibel aus Schnitt Wall Nr.5 L=ca. 2,3cm (aus Kulturschicht hinter dem Wall / Innenraum)  | 
  
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  Weblinks:
Diese Seite ist Bestandteil der Website: www.lechrain-geschichte.de (Webmaster. Alfred Platschka)